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Kulturlandschaft Deilbachtal

Das Deilbachtal im Essener Süden ist eine der interessantesten Kulturlandschaften des Ruhrgebietes. Es verfügt über eine fünfhundertjährige durchgängige Geschichte zunächst als landwirtschaftlich, dann aber auch sehr bald schon als industriell genutzter Naturraum. Als frühindustrielle Denkmallandschaft beschreibt es die Ursprünge der Eisen- und Metallindustrie im Ruhrgebiet und ist das Äquivalent zum Muttental in Witten, der Wiege des Ruhrbergbaus. Es ist aber auch das Äquivalent zur Zeche Zollverein, indem es zusammen die gesamte Spanne der Industrialisierung von den Anfängen bis zur Hochindustrialisierung auf Essener Boden beschreibt.

Das Deilbachtal ist aber auch eine der ältesten Museums- und Denkmallandschaften Deutschlands. Schon 1917 wurde der Betrieb des Deiler Eisenhammers aus Rentabilitätsgründen eingestellt, in der Folge aber nicht abgerissen, sondern in den Jahren 1936/37 in einer gemeinsamen Aktion verschiedener Beteiligter, darunter auch das damalige Ruhrlandmuseum, als „technisches Kulturdenkmal“ betriebsfertig wiederhergestellt und im Schaubetrieb der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zusammen mit dem Halbachhammer im Nachtigallental, der ein Jahr zuvor, 1936, nach Essen transloziert wurde, gehörte der Eisenhammer zu den ersten Beispielen der Industriekultur in Europa.

Schon in den 1980er Jahren wurden die Denkmäler des Deilbachtals vom damaligen Ruhrlandmuseum der Stadt Essen durch einen Rundwanderweg erschlossen und in einer ersten Ausstellung im Deilbachtal im Kutschenhaus dokumentiert. Seither werden im Deilbachtal regelmäßig Führungen und museumspädagogische Aktionen angeboten, auch in Verbindung mit anderen Außenstellen wie dem Geologischen Wanderweg am Baldeneysee oder dem Mineralien-Museum Kupferdreh, die das Ruhr Museum im Essener Süden betreibt.

Weitere Informationen gerne auch über

Konsortium-Deilbach(at)hv-essen.de

Das Ensemble links Arbeiterhäuser, mitte Meisterhaus verdeckt durch Bäume, rechts Hammergebäude
Oberbürgermeister Thomas Kufen und das Konsortium

Die Arbeiterhäuser

Das sogenannte Arbeiterhaus besteht aus zwei unabhängig voneinander errichten baulichen Einheiten, die erst nachträglich zu einer Gebäudeeinheit verbunden wurden. Der ältere Gebäudeteil ist bereits 1831 quellenmäßig belegt. Das in Fachwerkbauweise mit 2 Geschossen errichtete Gebäude ist unterkellert und weist eine kleingliedrige Raumabfolge mit niedrigen Deckenhöhen auf. Die Gefache sind mit unterschiedlichen, im Tal vorhandenen Baustoffen ausgekleidet (Eichenstaken/ Lehm-Weidenflechtwerk, Ruhrsandsteine, Ziegelsteine). Die verwendeten Baumaterialien sind zugleich ein Beleg für die Geschichte der lokalen Baustoffe. Die nördlich gelegene zweite Baueinheit wurde vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der Deiltahler Eisenbahn (1831 – 1841) in massiver Vollbauweise in Ruhrsandstein errichtet. Das eingeschossige Gebäude ist nicht unterkellert, weist Räume mit außergewöhnlich hohen Decken und großen Fenstern auf und wird in einer Quelle aus dem Jahr 1881 als „Schreinerei“ ausgewiesen.
Bei der Bauaufnahme im Jahr 2002 wurden in den Wänden Spuren gefunden, die auf den Einbau von Maschinen schließen lassen. Da die Arbeiten zur Instandhaltung der Deilthaler Eisenbahn in der Verbindung von Holz- und Schlosserarbeiten ausgeschrieben waren, ist zu vermuten, dass diese „Schreinerei“ zusammen mit der vermutlich zeitgleich entstandenen „Schmiede“ als baulicher Erweiterung des vorhandenen Hammergebäudes, eine Art von „Bahnbetriebswerk“ zu dieser frühen Eisenbahnstrecke gewesen ist. Zu einem späteren, nicht genau bekannten Zeitpunkt wurden die beiden Baueinheiten zu einem geschlossenen Baukörper vereint, was heute immer noch an den Baunähten in der Fassade zu sehen ist. Zusätzlich wurden der Gebäudeeinheit ein halbunterkellerter Raum mit Pultdach, ein außergebäudiger Abort und ein Schuppen angefügt.
Bis etwa zum Jahr 2000 wurde das Arbeiterhaus zu Wohnzwecken mit zwei separat zugänglichen Einheiten genutzt. Um einen beschleunigten Bauverfall zu vermeiden, wurde die Gebäudeeinheit 2003 nach Vorgaben der Schloß Raesfeld GmbH konservatorisch gesichert.
Für die Sanierung und die Nutzungsänderung der durch statische Sicherungsmaßnahmen geschützten Arbeiterhäuser wurde Ende 2016 die Baugenehmigung erteilt.
Diese erfolgte auf der Grundlage einer Planung, die eine Komplettsanierung hin zu einer kulturellen und touristischen Nutzung mit bildungs- und vermittlungsorientierem Schwerpunkt vorsieht.
Das Gebäude wird unter anderem über ein Bistro sowie über Räumlichkeiten für eine museumspädagogische Nutzung verfügen. Es bestand durch die Jahre der mangelnden Bauunterhaltungsmöglichkeiten der dringendste Handlungsbedarf für dieses Projektmodul. 

Die im Jahr 2016 begonnenen Arbeiten machten eine intensive Auseinandersetzung mit der zukünftigen Statik des Gebäudes notwendig, was zunächst zum Ruhen des Baufortschritts führte. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse flossen in weitere Abstützmaßnahmen nach Statikeraufsicht ein. 

©︎ Elke Brochhagen
Grundriss EG
Richtfest am 17.03.2018
v.l. Klaus Kaiser, Hans Schippmann, Thomas Kufen, Simone Raskob, Muchtar Al Ghusain
Der erste Schnee am 17.03.2018
Die Baudezernentin Simone Raskob schlägt den 2. Nagel ein
Oberbürgermeister Thomas Kufen
Oberbürgermeister Thomas Kufen

Der Deilbachhammer

Der Deilbachhammer ist der letzte im Ruhrgebiet erhaltene Eisenhammer am authentischen Standort. Das Gebäudeensemble besteht heute aus dem „Meisterhaus“, dem „Arbeiterhaus“ und dem „Hammergebäude“. Vermutlich im 16. Jahrhundert als eine dem Deilmannschen Bauernhof zugehörige Schmiede gegründet, entwickelte sich diese ab dem 18. Jahrhundert zu einem Handwerksbetrieb mit eigenständigen Schmiedemeistern. 
Jüngste Funde und Forschungen lassen die Vermutung zu, dass der Deilbachhammer zwischen 1831 und 1844 eine Art von „Bahnbetriebswerk“  zu der ersten Eisenbahn Deutschlands, der Deilthaler Eisenbahn gewesen ist, die maßgeblich von dem Industrievisionär Friedrich Harkort initiiert worden war. Die Deilthaler Eisenbahn war eine 7,5 km lange schmalspurige Pferdebahn, die von der Zeche  „Ver. Himmelsfürster Erbstollen“  (1787-1925, Ausgang des Deipenbecktals im Grenzbereich Essen-Überruhr/Kupferdreh)  bis nach Velbert-Nierenhof führte und der Kohleversorgung des frühindustrialisierten Wuppertaler Raumes diente. Diese Bahn verlief seinerzeit zwischen Hammergebäude und Meisterhaus des Deilbachhammer-Ensembles. Durch eine Hochwasserabschwemmung wurde 2006 ein Teil einer Pflasterung freigelegt, die zweifelsfrei als Trassenkörper der Deiltahler Eisenbahn identifiziert werden konnte. Quellen belegen darüber hinaus, dass der Deilbachhammer zu dieser Zeit um eine Schlosserei, eine Tischlerei, ein Stallgebäude sowie um eine heute in Deutschland einzigartige exzenterangetriebene Stahlschere erweitert wurde. Die Schere diente vermutlich einerseits dem Zuschnitt der Bandeisen, die als Laufflächen auf den hölzernen Schienenkörper aufgelegt waren und andererseits der Zurichtung von Metallbandagen zur erhöhten Stabilität der Transportwagen. 
1911 wurde der Deilbachhammer dann von dem in unmittelbarer Nachbarschaft gebauten Kohlekraftwerk der Bergischen Elektrizitäts-Versorgungs GmbH, dem ersten industriellen Konkurrenten um die Nutzung der Wasserrechte, aufgekauft und 1917 nach einem Bruch der Hammerwelle stillgelegt. 1936/37 konnte der langsam verfallende Eisenhammer in einer konzertierten Aktion unter Beteiligung der Kraftwerksgesellschaft, der Firma Krupp, dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEH), dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI), der Stadt Essen und der Provincialverwaltung des Rheinlandes als „technisches Kulturdenkmal“ betriebsfertig wiederaufgebaut werden. Die Sanierung erfolgte auf der Grundlage einer umfassenden Bauaufnahme durch Studierende der Höheren Staatslehranstalt für Hochbau in Essen unter Leitung des Dozenten Wilhelm Claas. Zusammen mit dem aus dem Siegerland überführten und etwa zeitgleich auf der Essener Margarethenhöhe wiederaufgebauten  Kruppschen Halbachhammer ist der Deilbachhammer damit europaweit ein Pilotprojekt zu der Verfahrensweise der späteren Freilichtmuseen. 
In den 1960er Jahren erwarb die Stadt Essen das Deilbachhammer-Ensemble von der Kraftwerksgesellschaft. 
Verschiedene, nicht hinreichend auf die Langzeitfolgen reflektierte Landschafts- und Baueingriffe machten den Eisenhammer im Laufe der Zeit  zu einem baulichen Problemobjekt.  So wurde z. B. der ehemalige Unterwassergraben, der u. a. auch der schnellen Abfuhr von regelmäßig auftretenden Hochwässern diente, durch eine höchst anfällige Pumpentechnik ersetzt. Durch das regelmäßige Versagen der Pumpe kam es bei Überschwemmungen zu  langen Standwasserzeiten mit erheblichen Schäden an Gebäuden und Maschinen. Ende der 1970er Jahre wurde das technische Inventar des Deilbachhammers in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege erneut umfassend saniert. Da ein Wasserbetrieb durch den teilweisen Abriss des ehemalige Unterwassergrabens nicht mehr möglich war, entschied man sich für einen Elektroantrieb, um Hammer- und Blasebalganlage wieder öffentlich im Betrieb vorführen zu können. In den 1980er Jahren sollte das Kulturdenkmal dann vom Rheinischen Landschaftsverband als Außenstelle des Rheinischen Industriemuseums übernommen werden. Diese Übernahme kam aber nicht zustande. Erst Mitte der 1980er Jahre wurden die bis zu diesem Zeitpunkt noch erhaltene, aus großen Ruhrsandsteinblöcken gefertigte  Stauanlage im Deilbach im Rahmen einer Gewässersanierung abgerissen. 2002 wurden auf Initiative des Fördervereins  IDEE – Initiative Denkmäler Essens erhalten e. V. und des Ruhr Museums eine grundlegende denkmalpflegerische Bauaufnahme zum Hammergebäude und den Arbeiterhäusern durch die Schloß Raesfeld GmbH erstellt. Diese Studie empfiehlt u. a. den historischen Unterwassergraben wiederherzurichten, um die regelmäßigen Wasserschäden an den Gebäuden  zu minimieren. 2003 wurde das Raesfeld Gutachten ergänzt durch eine Studie der Stadtwerke Essen AG zur baulichen Wiederherstellung des ehemaligen Werkgrabens. Seit 2004 ist der Deilbachhammer ausgewiesenes Objekt auf der Route der Industriekultur (www.industriekultur.de), die vom RVR im Gefolge der Internationalen Bauausstellung Emscherpark initiiert und in das Netzwerk der europäischen Industriekultur integriert wurde (European Route of Industrial Heritage, www.erih.net). In Ergänzung und Aktualisierung der Raesfeld Studie wurde das Ensemble 2009 von der Hochschule Bochum, Lehrstuhl Prof. Dr.-Ing. H.-J. Przybilla, in einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt mit aktuellen Laserscan- und Fotogrammetrieverfahren dreidimensional und maßstabsgerecht erfasst und dokumentiert. 
Der Deilbachhammer verkörpert zusammen mit den anderen Denkmälern der Kulturlandschaft Deilbachtal in seltener Geschlossenheit die Vor- und Frühgeschichte des Industrialisierungsprozesses. Als letzte an ihrem originalen Standort erhaltene Zeugnisse einer historischen Produktionstechnik könnten sie -instandgesetzt- einen besonderen Akzent setzten. Zusammen mit dem Weltkulturerbe „Zeche Zollverein XII“ wären damit die Anfänge und der Höhepunkt der Industriekultur auf Essener Stadtgebiet dokumentiert. Eingebettet in einen Landschaftsraum, der auch heute noch vielschichtig sichtbare Spuren seiner über die Jahrhunderte unterschiedlichen Formen der Bewirtschaftung und Nutzung aufweist, ist möglicherweise in der Verbindung von Natur- und Kulturgeschichte das Potential zu einem “Denkmal von nationaler Bedeutung“ gegeben.

Der Zahn der Zeit hat inzwischen nicht nur am Hammergebäude erhebliche Schäden und Spuren hinterlassen, sondern auch an den technischen Einrichtungen. 

Für die Sanierung des kompletten Hammers, stellte die NRW Stiftung erfreulicherweise 250.000 € zur Verfügung und stellte bis zu 20.000 € zusätzlich in Aussicht, wenn durch bürgerliches Engagement auch eine Spendensumme von 20.000 € aufgebracht wird.
Mit den Instandsetzungsarbeiten insbesondere des technischen Inventars des Hammers wurde in der zweiten Jahreshälfte 2017 begonnen. Ebenfalls starteten die Mauerarbeiten in Abstimmung mit der Denkmalbehörde für einen Rückbau, Durchbruch für eine Doppeltür, in der rechten Seite des Hammergebäudes (Hofansicht).

Das alte Schaufelrad
Das neue Schaufelrad
Straßenansicht
Hofansicht

Das Meisterhaus

Für das sogenannte „Meisterhaus“ gibt es bislang keine grundlegende denkmalpflegerische Bauaufnahme. Das zweigeschossige, auf einem Natursteinsockel aufstehende Fachwerkgebäude mit Satteldach ist an den beiden Giebelseiten und auf der südlichen Fassadenseite schieferverkleidet. Lediglich die nördliche Gebäudeseite ist fachwerkansichtig. Auf der nord-westlichen Giebelseite steht ein angegliederter Stallanbau aus Ruhrsandstein, der zu öffentlichen Toilettenanlagen umgebaut wurde. Dieser relativ große Stallanbau wurde vermutlich während der Betriebszeit der Deilthaler Eisenbahn gebaut und könnte dieser als Pferdestall gedient haben. Etwa auf der Mitte der Gesamtstrecke liegend, wäre der Deilbachhammer dann eine Relaisstation zum Wechseln der Pferde gewesen. Das Meisterhaus ist auf der östlichen Seite mit einem historischen Tonnengewölbe unterkellert. Im nord-westlichen Teil des Hauses sind im Erdgeschoss noch die historischen Bodenplatten sowie in das Gebäude integrierte Reste von Stallungen und Vorratsräumen erhalten, die auf die ursprüngliche, die Gewerbearbeit flankierende agrarische „Subsistenzwirtschaft“ verweisen. Die heutige, kleingliedrige Raum- und Treppenhausstruktur stammt weitestgehend aus dem 19. Jahrhundert. Reste einer großen barocken Kaminanlage lassen aber die Vermutung zu, dass das Gebäude ursprünglich anders gegliedert war. Durch umfassende Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in den 1980er Jahren haben leider erhebliche und wenig denkmalgerechte Eingriffe in die originale Bausubstanz stattgefunden. Die Räume im Erdgeschoss wurden in den 1990er Jahren regelmäßig für museumspädagogische Aktivitäten genutzt, heute hat dort die Jugendberufshilfe einen Außenstandort eingerichtet. Die oberen Räume waren bis 2016 vermietet und bewohnt. Danach standen sie leer und seit Mitte 2017 werden sie für Besprechungen der Projektgruppe und des Konsortiums Deilbachtal genutzt.

Im Dezember 2017 wurde ein Bauantrag zur Sanierung und Nutzungsänderung des Meisterhauses eingereicht. Das Nutzungskonzept sieht eine Wohnnutzung durch zwei Einheiten im Ober- und Dachgeschoss vor, im Erdgeschoss sollen Räumlichkeiten für eine sozialaffine Nutzung durch die Jugendberufshilfe geschaffen werden.

Am 28.06.2019 war die Ministerin Ina Scharrenbach (Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung) in Essen und überreichte dem Oberbürgermeister Thomas Kufen einen symbolischen Scheck von rund 180.000 €, für die Sanierung und dem denkmalgerechten Umbau des Meisterhauses.
Damit konnte die letzte Lücke in der Finanzierung zuerst einmal geschlossen werden.

Das Konsortium überreichte der Ministerin, zur Erinnerung ihres Besuches, ein Stück eines alten Balkens mit zwei über Kreuz angebrachten Nägeln aus der Befestigung der Blasebälge.

Im Anschluss an die Übergabe, lud der Oberbürgermeister die Ministerin zur Besichtigung des Hammergebäudes ein. Die Ministerin Ina Scharrenbach legte selbst an und schmiedete ein Stück Eisen. Sie hatte sichtbar Spaß daran.

Das Konsortium sagt: Danke Frau Ministerin Ina Scharrenbach.

Das Meisterhaus

Impressionen zum Meisterhaus

Der Oberbürgermeister bestätigt den Empfang des Schecks
Prof. Grütter überreicht den Holzbalken mit gekreuzten Nägeln
Offizielles Gruppenfoto

Geschichte zum Deilbachhammerensemble ab 2016

Der erste große Schritt
Der offizielle Baustart erfolgte am 11.07.2017 durch den Oberbürgermeister Thomas Kufen, in Anwesenheit des Konsortiums, vieler Bürger, Mitarbeiter/innen der Verwaltung und von politischen Mandatsträgern (Mitglieder des Rates, des Landtages und des Bundestages).

Der zweite große Schritt
Im Januar und März 2018 konnte dann der neue Dachstuhl aufgebracht werden. Ein Teil der vom LVR bereitgestellten Mittel wurden für die statischen Maßnahmen, die Dachstuhlsanierung und für erste Mauerwerksarbeiten verwendet. 

Richtfest am 17.03.2018
Das Konsortium Deilbachtal, die Grundstücksverwaltung Stadt Essen (GVE) und der Verein „Freunde und Förderer des Deilbachtals“ feierten am 17.03.2018 das offizielle Richtfest am linken Arbeiterhaus des Eisenhammer-Ensembles im Deilbachtal.
Das traditionelle Fest der Zimmerleute anlässlich der Fertigstellung des neuen Dachstuhls nahmen die Beteiligten zum Anlass, um unter anderem bei Führungen durch die Gebäude über den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten zu berichten.
Die Gäste konnten zudem „Spendennägel“ aus dem alten Baubestand erwerben, die das Schmiedeteam des Ruhr Museums angefertigt hat. Der Erlös aus dem Verkauf unterstützt den Erhalt des Deilbach-Ensembles.
Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen besuchte das Richtfest. Er begrüßte es, dass man in Essen das traditionelle Handwerk und seine Stätten wahre und wieder instand setze: Zitat „Das Deilbach-Ensemble ist ein großartiges Zeitzeugnis der Frühindustrie. Es ist schön zu sehen, wie hier bei der Restaurierung des Ensembles viele an einem Strang ziehen. Das Konsortium Deilbachtal hat mit dem Historischen Verein Stadt und Stift Essen, dem Verein IDEE e.V., seinem Nachfolger, dem Verein Freunde und Förderer des Deilbachtals, dem Ruhr Museum, der Bürgerschaft Kupferdreh und der Stadt Essen eine starke Mitgliedergemeinschaft, die etwas bewegen kann.“ Sein Dank galt auch allen Förderern, Sponsoren und weiteren Beteiligten für ihre tatkräftige Unterstützung.
Damit die gesamte Baumaßnahme „Meisterhaus“ auch endgültig begonnen werden konnte, hatte der Geschäftsbereich 4, Jugend, Bildung und Kultur, zusammen mit dem Konsortium Deilbachtal beim Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen Fördermittel beantragt, aus dem Programm: „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“
Den Antrag hatte das Ministerium erfreulicherweise positiv beschieden. Somit war die Finanzierung für die Sanierung des Meisterhauses, zunächst einmal gesichert.
Frau Ministerin Ina Scharrenbach überreichte symbolisch am 28.06.2019 dann im Rahmen einer kleinen Feier unserem Oberbürgermeister Thomas Kufen den „Scheck“ über ca. 180.000 € .

Bodendenkmal
Das gesamte Fläche des  Deilbachhammerensemble wurde im 1. Quartal 2019 vom LVR zum Bodendenkmal erklärt. Alle Maßnahmen mit Bodeneingriffen bedürfen somit der denkmalrechtlichen Erlaubnis und wurden ab jetzt unter der Aufsicht der „Archäologen am Hellweg“ durchgeführt. Die begonnene Zusammenarbeit mit den Archäologen gestaltete sich erfreulicherweise bis heute sehr konstruktiv, pragmatisch und zielorientiert.

Projektleitung und Bauleitung
Die gesamten Baumaßnahmen stehen unter der Projektleitung der Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH (GVE), mit dem Projektleiter der GVE, Harald Greupner und der Fachbauleitung durch den Architekten und Denkmalpfleger Andreas Holtkamp (BDA).
Die Arbeiten an den Arbeiterhäusern sind inzwischen weiter fortgeschritten. Der Außen- und Innenausbau gestaltete sich doch etwas schwierig, da jeweils Einvernehmen mit der Denkmalbehörde zu erzielen war, die Suche nach den entsprechenden Gewerken sich verzögerte und die Abläufe bei den Ausschreibungen durch die GVE doch sehr bürokratisch ablaufen.
Inzwischen konnte an den Arbeiterhäuser aber „fast“ alles zum Abschluss gebracht worden.
Das Hammergebäude konnten wir leider nicht wie geplant zum Herbstfest 2019 komplett fertigstellen. Für das Gebäude wäre es theoretisch möglich gewesen, aber die Technik im Inneren hatte doch größere Schäden als erwartet. Grund dafür waren festgestellte Mängel am kompletten Hammergerüst, (mit Hammersäulen, Prellbalken und Schabotten) den Blasebälgen sowie an den Feuerrungsessen). Die Hammersäulen wurden begutachtet und dabei wurde festgestellt, dass das komplette Hammergerüst morsch und teilweise zerstört ist, es besteht nur noch aus seiner äußeren Hülle.
Somit war/ist eine komplette Erneuerung des Hammergerüstes erforderlich. Um die alten Hammersäulen ersetzen zu können, musste aber zuerst einmal geeignetes Eichenholz gefunden, aufbereitet und bearbeitet werden. Erst wenn die neuen Hammersäulen fertiggestellt sind, kann der Ausbau der alten und der Einbau der neuen Säulen erfolgen. Da die Hammersäulen ca. 3 m tief im Boden stehen (geschätzt), ist hier erheblicher Aufwand, evtl. mit schwerem Gerät erforderlich.
Auch an den Blasebälgen musste das komplett zerstörte Leder ausgetauscht werden, eine sehr mühevolle, kraftvolle Arbeit in einem sehr engem Arbeits-Umfeld mit wenig Bewegungsmöglichkeit. Durch die Ehrenamtlichen, Herren Schraven und Fuckert, ist die Reparatur bzw. die Sanierung bereits abgeschlossen. Es steht noch eine Funktionsprüfung aus.
Ebenfalls zerstört und unbrauchbar sind die Schamottsteine in den Feuerungs-Essen , auch sie müssen komplett ersetzt werden. Die Arbeiten haben hier auch bereits begonnen, mussten aber aufgrund der Finanzierungslücke bis auf weiteres zurückgestellt werden.

Für die Behebung dieser unerwarteten Schäden mussten erneut Mittel eingeworben werden.
Nach der ersten groben Schätzung sind für Material zur Neuherstellung der Hammersäulen, dem Aus- und Einbau und dem Material für die neuen Blasebälge ca. 90.000 € erforderlich.
Aufgrund dieser groben Schätzung stellte die NRW Stiftung erfreulicherweise, unkompliziert, unbürokratisch und schnell, die zusätzlich erforderlichen 90.000 € zur Verfügung.
Durch diese Finanzmittel war eine Realisierung der Sanierungsmaßnahme Hammergerüst im 1. oder 2. Quartal 2020 angedacht. Es kam aber zu diversen Zeitverzögerungen.
Im Juli 2021 waren die Arbeiten an den Arbeiterhäusern fast abgeschlossen und zur Übergabe an den Oberbürgermeister bereit. Auch die Hammersäulen, Prellbalken, Schabotten und Blasebälge waren fertiggestellt und lagen vor dem Hammergebäude zum Einbau bereit.
Wir warteten alle nur noch auf den Abstimmungstermin zwischen den Firmen, die die Arbeiten durchführen müssen.

Dann kam der herbe Rückschlag am 14.07.2021 auf den 15.07.2021 durch das Hochwasser, dass mit solch großen Gewalt viel zerstörte, die Flut vieles für den Einbau vorbereitete mitnahm.
Somit waren alle Planungen, Gedanken zu Terminen zuerst einmal hinfällig.
Fassungslosigkeit, Schockstarre und doch Glück im Unglück.
Das Wasser stand in den Arbeiterhäusern an der Oberkante der Fenster (ca. 1,80 m hoch), im entkernten Meisterhaus ca. 1,20 m hoch und im Hammergebäude fast bis unter die Decke (2,50 n hoch). Die Flut hatte soviel Kraft, dass sie die drei fertigen quadratischen Hammersäulen, mit einer Länge von 3,50 m, einer Kantenlänge von 0,80 m und einem Gewicht von fast 1,6 t einfach weggeschwemmt wurden, wie Streichhölzer.
Unterstützt durch Aufrufe von Radio Essen und Filmberichten im WDR konnten 2 Hammersäulen gefunden und auch geborgen werden. Eine der Hammersäulen hatte es tatsächlich bis in den Duisburger Hafen geschafft! Die dritte Hammersäule wurde in Kupferdreh wohl fachmännisch zerlegt, sodass wir hier nur eine halbe bergen konnten.

Direkt am 17.07.2021 war Oberbürgermeister Thomas Kufen vor Ort, um sich persönlich vom Ausmaß der Schäden ein Bild zu machen und um gleichzeitig die Unterstützung der Verwaltung anzubieten.

Da hatte sich bei einigen der aktiv handelnden Personen auch die Schockstarre wieder gelegt und sich in eine jetzt erst recht Stimmung gewandelt. Alle haben richtig angepackt, finanzielle Unterstützungen und Hilfen wurden zugesagt und bereitgestellt.
Deshalb sind wir alle etwas stolz, dass wir trotz der Rückschläge am 17.10.2021 die Schlüssel für die Arbeiterhäuser an den Herrn Oberbürgermeister Thomas Kufen übergeben konnten.

Bei der zukünftigen Nutzung hat sich einiges getan. Nach intensiven Gesprächen, angeregt durch Frank Weßing vom Verein Freude und Förderer, – zwischen dem Konsortium und der Geschäftsführung vom Franz-Sales-Haus – liegt dem Konsortium inzwischen ein Entwurf vom Franz-Sales-Haus vor. Das Franz-Sales-Haus würde gerne das gesamte Deilbachhammer-Ensemble übernehmen, und diverse Werkstätten dort einrichten, natürlich voll im Einklang mit den bereits angedachten Nutzungen:

  • Bistrobetrieb,
  • museumspädagogische Arbeiten,
  • Standesamt,
  • allgemeine Nutzung durch Betreiber und Bürger.

Den Entwurf des Franz-Sales-Hauses konnten die Herren Schippmann und Kaiser am 07.07.2021 dem Oberbürgermeister persönlich vorstellen.

Ausblick
Die Hammersäulen, die Prellbalken und die Schabotten werden, wenn nichts mehr dazwischen kommt, Ende 2021 noch eingebaut. Das Hammergebäude, mit neuer funktionierender Technik, soll dann beim Frühlingsfest im April 2022 fertig sein. Dann sollen die Hämmer auch wieder richtig schwingen.
Das Meisterhaus ist zurzeit komplett entkernt und die Zimmerleute sind auf einem guten Weg, das alte Ständerwerk zu restaurieren, zu ergänzen und die morschen bzw. schlechten Hölzer auszutauschen.
Die fertigen Gefache der Holzkonstruktion werden sukzessive fachgerecht mit Lehmziegeln geschlossen.
Wenn alles mitspielt können vor dem Frost die Außenwände noch geschlossen werden.
Darauf hoffen und bauen wir alle.

Chronologie in Bildern