Burgplatz

Der Burgplatz markiert den historischen Kern Essens. Nach schriftlichen Quellen befand sich hier eine frühmittelalterliche Hofanlage, von der aus im 9. Jahrhundert das Damenstift Essen gegründet wurde. Ausgrabungen haben in den 1920er und 1940er Jahren verschiedene Gebäude- und Befestigungsreste freigelegt.

Südlich der Münsterkirche erstreckt sich der Burgplatz, benannt nach einer »Burg«, die hier zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Franken und Sachsen im 7./8. Jahrhundert entstanden sein soll. Aus heutiger Sicht handelt es sich eher um eine umwehrte Hofanlage, die der Ausgangspunkt des im 9. Jahrhundert gegründeten Damenstifts Essen gewesen sein könnte.

Im Mittelalter entstand auf dem Gelände des Burgplatzes ein zum Münster gehöri- ger Friedhof, auf dem zwischen 1522 und 1817 eine Beinhauskapelle stand. Der Friedhof wurde 1830 aufgelassen und vor das Kettwiger Tor verlegt. Bis heute hat der Platz zahlreiche Veränderungen mit Bodeneingriffen erfahren, bei denen außer Gebeinen auch andere archäologische Überreste zum Vorschein kamen. Ernst Kahrs förderte im Frühjahr 1928 an der Südseite und an der Südostecke des Platzes die Überreste von zwei Befestigungssystemen zutage. Ein in den gewachsenen Boden eingetiefter Spitzgraben und Reste einer hölzernen Bewehrung gehören zu einer älteren, nord-südlich verlaufenden Befestigung. Darüber lag eine getreppte, an der Basis ca. 2,40 m breite gemörtelte Bruchsteinmauer mit vorgelagertem Spitzgraben und Palisade. Im Süden setzte sie sich – rechtwinklig nach Westen abbiegend – fort. Obwohl datierende Funde fehlen, ist diese Befestigung mit Sicherheit älter als die nach 1244 begonnene Stadtmauer.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde vor dem Burggymnasium ein Gebäuderest von mehr als 18 x 21 m Grundfläche freigelegt. Die in »Fischgrät- technik« gesetzten, 2 m mächtigen Mauerreste sowie die Keramikfunde weisen in die späte Karolingerzeit (9./10. Jahrhundert). Das Gebäude war abgebrannt. Der Ausgräber, Ernst Kahrs, sah darin den »Gutshof« des Stiftsgründers Altfrid, denn nach schriftlichen Quellen waren im Jahre 946 die ersten Stiftsgebäude durch einen Brand zerstört worden. Mauerstücke und Dimension der Fundamente lassen jedoch eher auch einen repräsentativen »Palastbau« schließen.

Burgplatz im 19. und 20. Jahrhundert

1834 kam es zur ersten geordneten Gestaltung des Platzes, nachdem 1827 der katholische Friedhof, der das nördliche Drittel des heutigen Burgplatzes einnahm, geschlossen worden war. Eine Grünanlage mit Bäumen entstand, die später zu einem sogenannten „Hofgarten“ umgestaltet wurde.

Mit dem Wachstum der Stadt erfuhr der Burgplatz weitere Veränderungen. Die Jesuitenresidenz, die seit 1824 als Gymnasium diente, wurde abgerissen. An gleicher Stelle wurde 1880-1882 das „Gymnasium am Burgplatz“ (heute „Burggymnasium“ ) erbaut. 1883 musste die Residenz der Fürstäbtissin wegen Baufälligkeit niedergelegt werden. 1898 erhielt der Platz einen neuen Akzent mit dem Denkmal für den deutschen Kaiser Wilhelm I. (Bildhauer: Hermann Volz).

Von 1924 an kam es zu einer umfassenden Innenstadterneuerung, die auch den Burgplatz betraf. Das Gelände, dessen Fläche bis dahin abschüssig war, wurde eingeebnet und durch eine große Treppenanlage mit der Burgstraße (heute Kettwiger Straße) verbunden. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde an den Rand des Platzes nahe der Lichtburg versetzt

1933 benannten die Nationalsozialisten den Burgplatz in Adolf-Hitler-Platz um und nutzten den Platz, der bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts der zentrale Versammlungsort in Essen war, für ihre Kundgebungen und Versammlungen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fanden hier die ersten Großveranstaltungen der neu gegründeten demokratischen Parteien statt.

In den 1950er Jahren erhielt der Burgplatz in Teilen eine neue Randbebauung. Für das Burggymnasium wurde ein Neubau errichtet (1952-1956, Architekt: Horst Loy). 1955/56 entstand an der nördlichen Seite ein Pfarrhaus (Architekt: Emil Jung). Es diente bald nach seiner Fertigstellung als Bischofshaus , da Essen 1958 Sitz des neu gegründeten Ruhrbistums wurde. Den Eingangsgiebel schmückt ein Werk des Bildhauers Ewald Mataré: der „Segnende Engel“.

Die in der Nachkriegszeit übliche Nutzung als Auto-Parkplatz endete erst mit Umbaumaßnahmen durch die Landschaftsarchitektin Helga Rose-Herzmann. Der Burgplatz wurde 1982/83 in einen sogenannten „Grünplatz“ umgestaltet, der in die Fußgängerzone der Kettwiger Straße einbezogen werden sollte.

2004 erhielt die südliche Seite des Platzes ein neues Gesicht: Die Sanierung des 1928 entstandenen Lichtburg-Gebäudes wurde abgeschlossen, und die Volkshochschule bezog ihr neues Domizil in einem verglasten Anbau (Architekt: Hartmut Miksch).