Segeroth und Großmarkt

Segeroth und Großmarkt

In fußläufiger Nähe zur Kruppfabrik und zur Zeche Victoria-Mathias (Schacht Gustav) entstand nach 1860 nordwestlich der Essener Altstadt der Segeroth, ein dicht besiedeltes und aus Sicht bürgerlicher Kreise verrufenes Arbeiterquartier.
Zwischen Grabenstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) und Rheinischem Bahnhof und beiderseits der Segerothstraße erbauten vor allem der Bauunternehmer Johann Piekenbrock (1820-1890) und seine Söhne Johann und Carl geschlossene Straßenzüge und Häuserblöcke mit drei- bis schließlich sogar fünfgeschossigen Mietshäusern, von denen kein einziges die Zeiten überdauert hat. Die Hofflächen wurden von Seitenflügeln und vorwiegend wirtschaftlich genutzten Hintergebäuden eingenommen. Abgeschlossene Binnenhöfe, wie sie z. B. in Berlin üblich waren, gab es allerdings nur selten.
Wohnräume im Dachgeschoss mit Fenstern im Drempel oder als Mansarde waren gestattet, Kellerwohnungen hingegen nicht. Vermietet wurde zimmerweise. Der Anteil der Ein- und Zweiraumwohnungen lag um 1900 bei über 60 %, wobei viele Familien zusätzlich Kostgänger beherbergten. Um diese Zeit traten auch vermehrt sogenannte „Mietskasernen“ mit mehr als zehn Wohnungen auf.
Zu den aus heutiger Sicht katastrophalen Wohnbedingungen trugen auch die Aborte bei, die sich auf dem Hof, weit häufiger aber auf dem Treppenabsatz befanden. In einem 1900 von Carl Piekenbrock erbauten Wohnhaus bestanden gerade mal fünf Aborte für 13 Haushaltungen mit 72 Personen.
An der Rheinischen Straße, etwa am Standort dieser Tafel, erbaute die Stadt Essen nach Plänen von Ernst Bode ab 1926 den neuen städtischen Großmarkt.