Kennedyplatz

Der Kennedyplatz, zunächst Gildenplatz genannt, ist kein gewachsener Platz in der Essener Innenstadt, sondern das Ergebnis von Krieg und Wiederaufbau. Der Zweite Weltkrieg zerstörte die Altstadt fast vollständig. 93 Prozent des Areals waren ein Trümmerfeld.

Um neue Verkaufsflächen für den Einzelhandel zu schaffen, errichtete die Stadtverwaltung provisorische Ladengeschäfte. Auf dem Gelände des späteren Kennedyplatzes, der ursprünglich bebaut war, wurden ab März 1949 einstöckige Ladenbauten verpachtet.

In direkter Nachbarschaft zur Ladenstraße öffnete am 22. Februar 19 52 das Amerika-Haus Ruhr seine Pforten (Architekt: Hermann Gehrung, Fassadenreliefs: Herbert Lungwitz). Mit seiner Leihbibliothek, Vorträgen und Ausstellungen diente es dazu, die Bevölkerung mit der amerikanischen Kultur bekannt zu machen.

1953 veränderte sich das Umfeld des Amerika-Hauses. Die Stadtplaner sahen für Essen im Wiederaufbau neue Freiflächen vor. Ein Kernstück war der neu geschaffene Gildenplatz , für den die Ladenstraße weichen musste. Mit der Namensgebung sollte die Tradition der Bürger- und Kaufmannschaft in Essen betont werden.

Mitte der 1950er Jahre entstand um den Gildenplatz und das Amerika-Haus eine für ihre Zeit typisch großstädtische Bebauung: das Allbauhaus (Architekt Willy Maximilian Schneider, 1954-56), das Hochhaus am Gildenplatz (Architekten Wilhelm und Hans Eggeling, 1955) und das Heroldhaus (Architekt Emil Jung, 1954-55). Vor allem letzteres weist Elemente einer modernen Architektur auf: eine plastische Rasterfassade und eine voll verglaste Ladenzone.

Nach der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy 1963 wurde der Platz umbenannt. Im Jahr darauf verlor er aber seinen amerikanischen Bezugspunkt: Das Amerika-Haus schloss und ging in städtischen Besitz über. Es wurde in der Folgezeit als städtisches Verwaltungsgebäude, Ausstellungsort, Buchhandlung, Restaurant und Theater genutzt. Seit 1994 firmiert es als Europa-Haus.