Beghinenkonvent beim Turm

Zwischen der Königstrasse, die im heutigen Stadtbild nur noch in einem Teilstück erhalten ist, und der Stadtmauer befand sich seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert das Haus eines Beghinenkonvents, das im 19. Jahrhundert als städtisches Armenhaus genutzt wurde.

Der Beghinenkonvent »Beim Turm«, einer der sechs Essener Konvente frommer Frauen in Mittelalter und Früher Neuzeit, wurde 1293 gegründet. Die ehelos lebenden Schwestern widmeten sich dem Gebet, der Krankenpflege und der Garnspinnerei, waren jedoch keiner Ordensregel unterworfen. Sie stammten größtenteils aus dem städtischen Bürgertum und den stiftischen Bauernfamilien. Der Name des Konvents rührt von seiner Lage zwischen Königstrasse und östlicher Stadtmauer her: Er lag an einer Stelle, wo ein Turm, der sogenannte Wasserturm, die Stadtmauer verstärkte.
Nachdem sich die Schwestern der Konvente Im Zwölfling und Beim Turm 1843 zur Genossenschaft der heiligen Elisabeth vereinigt und das ehemalige Kapuzinerkloster bezogen hatten, erwarb die Stadt 1845 das Gebäude. Seit 1846 diente es als Domizil des städtischen Armenhauses, das sich vorher in einem anderen Beghinenkonvent (»Dunkhaus«) an der südöstlichen Stadtmauer befunden hatte. Die städtische Armenkommission mit dem Bürgermeister und zwei Armenpflegern an der Spitze wachte darüber, dass nur alte, schwache und hilfsbedürftige Personen aufgenommen wurden. Gegen freies Wohnrecht führte der städtische Flurschütze die Aufsicht. Die Hausordnung hielt die Insassen zur Arbeit an und sah lediglich ein geringes wöchentliches Zehrgeld vor. Das einstöckige Gebäude wurde in der Folgezeit um ein Stockwerk erweitert. Wegen der räumlichen Enge und der schlechten Substanz des Gebäudes veranlasste die Stadt 1901 den Abbruch.