In den frühen Morgenstunden des 11. Januar 1923 begann die Besetzung des Ruhrgebiets, die ein „Nachspiel“ des Ersten Weltkriegs darstellte. Gemäß den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags war das Deutsche Reich dazu verpflichtet, Reparationen an die Siegermächte zu leisten. Nachdem die alliierte Reparationskommission den deutschen Rückstand bei den Lieferungen festgestellt hatte, wurde eine belgische und französische Ingenieursmission, flankiert durch den „Begleitschutz“ Tausender Soldaten, ins Revier entsandt, um die dringend benötigte Kohle als „produktives Pfand“ zu sichern.
Die Empörung über die Besetzung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets durch belgische und französische Truppen war in der Bevölkerung groß. Die Reichsregierung in Berlin reagierte auf die Okkupation mit der Ausrufung des passiven Widerstands: Jede Zusammenarbeit mit den Besatzern sollte unter allen Umständen vermieden werden. Diese Maßnahme wurde zwar in Berlin beschlossen, ihren Ausgang nahm sie aber in den Rathäusern des Ruhrgebiets.
Der Essener Oberbürgermeister Hans Luther (1879-1962), der zu diesem Zeitpunkt bereits ein Ministeramt in Berlin bekleidete, avancierte aufgrund seines Verhaltens gegenüber der französischen Generalität zu einer Symbolfigur des passiven Widerstands. Denn Luther hatte die „Stadtübergabe“, die medienwirksam gefilmt, fotografiert und propagandistisch ausgeschlachtet werden sollte, vereitelt, in dem er sich weigerte, den französischen General Guillaume am Eingang des Essener Rathauses zu empfangen.
Ort/Treffpunkt
Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv, Vortragsraum
Veranstalter
Historischer Verein
Kosten
keine
Hinweis
keine Anmeldung erforderlich.
Teilnehmer
zurzeit maximal 50 Personen
Ernst-Schmidt-Platz 1
45128 Essen