Zum Inhalt springen Zur Fußzeile springen

Der Künstler Gunter Demnig erinnert

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem – zumeist – letzten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt der Kölner Bildhauer.

Die Steine sind aus Beton gegossen und tragen an der Oberseite eine 10 mal 10 Zentimeter große Messingtafel, in die Demnig mit Hammer und Schlagbuchstaben die Überschrift HIER WOHNTE und darunter den Namen, die Lebensdaten – soweit bekannt – und das weitere Schicksal jedes einzelnen Menschen einstanzt. Seit 1993 arbeitet Demnig an dem Projekt Stolpersteine, das die Erinnerung an die während der nationalsozialistischen Diktatur vertriebenen, verfolgten und ermordeten Juden, Sinti und Roma, politischen Widerständler, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfer lebendig erhalten soll.

Sein Ziel ist, dass die Menschen über die kleinen Messingsteine „stolpern“ und völlig unvorbereitet in ihrem Alltag mit den Schicksalen von Verfolgten aus der NS-Zeit konfrontiert werden. Besonders wichtig ist für ihn, das Gedenken in unsere Lebensmitte zu rücken. Viele Menschen entdecken die Steine denn auch eher zufällig und realisieren teilweise erst durch sie, dass in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft Deportation und Vernichtung stattfanden.

Nach „Probeverlegungen“ in Köln ließ Demnig 1996 in Berlin-Kreuzberg Stolpersteine in das Pflaster ein. Diese ersten Steine waren illegal verlegt, wurden später aber legalisiert. Die Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg beschloss in der Folge, die Verlegung von möglichst vielen Steinen zu unterstützen. Mittlerweile verlegt Demnig in ganz Deutschland Stolpersteine.

Die Aktion in Essen, die der Historische Verein für Stadt und Stift Essen betreut, begann 2004. Auf Initiative des ehemaligen Oberbürgermeisters Peter Reuschenbach fanden sich Spender und Paten zusammen, die die einzelnen Steine finanzieren. Der Stadt entstehen daher keine Kosten.

Die ersten Stolpersteine in Essen erinnern an Emma, Leo, Walter und Alfred Cussel, die in Essen zuletzt in dem sogenannten „Judenhaus“ in der Kastanienallee lebten. Alfred Cussel und seine Kinder wurden in das Ghetto Izbica deportiert, das den Nationalsozialisten als Durchgangslager für die Vernichtungslager Sobibór und Bełżec diente. Niemand aus der Familie überlebte.
Das Projekt Stolpersteine wird in Essen fortgesetzt. Informationen über Patenschaften erteilt der Historische Verein Essen.
Ansprechpartner ist Frau Hartings, stolpersteine@hv-essen.de ( Weitere Kontaktdaten unter Kontakt–> Ansprechpartner)

Verlegeaktion 2004

Gunter Demnig verlegt 2004 die ersten vier Stolpersteine in Essen.

Verlegeaktion 2006

Gunter Demnig war 2006 an folgenden fünf Tagen in Essen tätig: 23 Januar, 21. April, 7. Juli und 27. November. Er verlegte dabei insgesamt 88 Stolpersteine, davon 72 für jüdische und 16 für andere Opfer des Nationalsozialismus. Zu den anderen Opfern gehören ein Priester, Zeugen Jehovas, Sozialdemokraten, Kommunisten, Deserteure und Volksopposition.

Die Arbeitsbedingungen reichten von Frost im Januar bis großer Hitze im Juli. An den Verlegetagen im Januar und April wurden hauptsächlich Stolpersteine im Großraum Borbeck verlegt als Fortsetzung des am 15. November 2005 begonnenen lokalen Schwerpunkts.

Inzwischen liegen im Großraum Borbeck 47 Stolpersteine. Im Juli wurden erstmals Stolpersteine in Haarzopf, Altenessen und Katernberg Stolpersteine verlegt. Im November lag der Schwerpunkt in Steele.

Begonnen hatte Gunter Demnig am 23. Januar in der Zweigertstraße in der Nähe des Landgerichts. Die Stolpersteine galten dem Landgerichtsrat Dr. Salomon Heinemann und seiner Frau Anna. Er war ein großer Förderer des Folkwangmuseums [Heute Museum Folkwang] und hatte außerdem seine wertvolle Kunstsammlung testamentarisch bereits dem Folkwangmuseum [Heute Museum Folkwang] vermacht.

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 drangen SA-Männer in sein Haus ein und steckten es in Brand. Binnen weniger Minuten war die Kunstsammlung ein Opfer der Flammen. Als Folge des Schreckens des nächtlichen Überfalls drehte das Ehepaar Heinemann den Gashahn auf und starb an Gasvergiftung. Diese Stolpersteine wurden vom Historischen Verein für Stadt und Stift Essen gestiftet, zu dessen Vorstandsmitgliedern Salomon Heinemann gehörte.

Der im Juli in Haarzopf in der Fängershofstraße verlegte Stolperstein ist Charlotte Zinke gewidmet. Sie war als Kommunistin Mitglied des Essener Stadtrats und Reichstagsabgeordnete. Dieser Stolperstein war von der evangelischen Kirchengemeinde Haarzopf gestiftet worden.

Vor dem Eingang zur Luisenschule am Bismarckplatz [ Heute Ernst-Schmidt-Platz 1]wurde der Stolperstein für Nelli Neumann verlegt. Sie wirkte dort als Lehrerin für Mathematik, Physik und Chemie. Als Jüdin wurde sie 1942 in Minsk ermordet. Gestiftet hatte diesen Stolperstein der Altschüler Innenbund der Luisenschule. Nach Ratsbeschluss soll das Gebäude der Luisenschule in Zukunft das Haus der Geschichte beherbergen. [ Durch den Rat am 16. Mai 2007 beschlossen und nach Fertigstellung der Umbaumaßnahmen beherbergt die Luisenschule jetzt das Haus der Essener Geschichte (HdEG) / Stadtarchiv und die Geschäftsstelle des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen 1880 e.V.]

Für Else und Ilse Hanauer wurden Stolpersteine an der Rüttenscheider Straße 77 verlegt. Eine Tochter, beziehungsweise Schwester dieser beiden jüdischen Naziopfer lebt noch in Düsseldorf. Das befreundete Ehepaar Gana aus Essen hat sich für die Verlegung dieser beiden Stolpersteine deshalb besonders eingesetzt, damit die überlebende Verwandte das noch erleben kann.

Der Verlegung der Stolpersteine in Steele war eine detaillierte Planung einer Arbeitsgruppe im Steeler Archiv e. V. vorausgegangen. Zu dieser Arbeitsgruppe gehörte auch Ludger Hülskemper-Niemann, Autor des Buches „Vom Geleitbrief zum Gelben Stern. 450 Jahre Juden in Steele“. An der Verlegeaktion waren auch Schüler des Gymnasiums an der Wolfskuhle und der Realschule Überruhr beteiligt. Zu dem Verlegetag in Steele war bereits ein ausführliches Heft des Steeler Archivs fertig: „Stolpersteine in Essen-Steele und Umgebung“.

Teilgenommen hatte an der Verlegeaktion auch Rainer Sonntag vom Antirassismus-Telefon. Er führte unterwegs Interviews durch, aus denen eine einstündige Sendung über Stolpersteine in Essen von Radio Essen gestaltet wurde.

Als Beobachter teilgenommen am Novembertermin hatten auch Gäste aus Mülheim und Krefeld. Ein „runder Tisch gegen Rechtsradikalismus“ in Mülheim möchte dort die Verlegung von Stolpersteinen fortsetzen, die vor einiger Zeit durch ein Gymnasium begonnen worden war. Gymnasiasten in Krefeld hatten 10 000 Unterschriften für Stolpersteine in Krefeld gesammelt. Wie ich hörte, haben die Krefelder einen ersten Termin im Oktober 2007 erhalten. Auch bei uns geht es wohl erst am 12. Oktober 2007 weiter. Herr Gunter Demnig hat an vielen Orten in Deutschland viel zu tun.

Verlegeaktion 2015

Stolpersteine 2015 in Essen-Süd und in Essen-Steele
Am Dienstag, den 28. April 2015, wurden in Essen 39 neue Stolpersteine verlegt. Es handelt sich dabei ausschließlich um jüdische Opfer des Nationalsozialismus.

25 Steine sind in der Von-Einem-Straße und Von-Seeckt-Straße verlegt worden. Dazu hat sich eine Initiative „Stolpersteine in Essen-Süd“ gebildet. Zu dieser Initiative gehören Melanie Rudolph, Reinhard Völzke, Sabine Weiler und Günter Hinken. Es hatte größerer Vorarbeiten zur Erforschung der Lebens- und Leidensstationen der jüdischen Opfer bedurft, die in einer umfangreichen Informationsbroschüre veröffentlicht werden. Darüber hinaus konnte die Initiative Kontakt zur Tochter einer ehemaligen jüdischen Bewohnerin der Von-Einem-Str. 36 herstellen, die 1938 vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Brasilien geflüchtet war. Die in Sao Paulo lebende Susanne Caspary ist mit ihrem Mann zur Verlegung des Stolpersteines ihrer Mutter nach Essen gereist.

In Steele sind anschließend die weiteren 14 Stolpersteine verlegt worden. Es ist bereits die dritte Stolperstein-Verlegung in Steele. Die beiden ersten waren in einem gleichzeitig herausgegebenen Heft dokumentiert worden. Anlässlich dieser dritten Verlegung erscheint eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Die Forschungen zu den jüdischen Schicksalen in Steele, die die Grundlage der Stolpersteinverlegungen bilden, haben nach wie vor Ingrid Niemann und Ludger Hülskemper-Niemann unternommen. Die Koordination mit Stolpersteinspendern und sonstigen Unterstützern in Steele liegt in den Händen des Steeler Archivs.  

Verlegeaktion November 2016

Der Historische Verein Essen lädt ein zur neuen Verlegung von „Stolpersteinen“

Am Montag, den 21. November 2016, beginnt um 14.30 Uhr die neue Verlegung von „Stolpersteinen“, mit denen an Verfolgte des Nationalsozialismus erinnert wird. Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird in Essen an insgesamt fünf Stellen 22 Stolpersteine verlegen. Am ersten Verlegungsort, Turmstr. 17 in der nördlichen Innenstadt (Seitenstraße der Friedrich-Ebert-Straße), werden Oberbürgermeister Thomas Kufen und Hans Schippmann, der Vorsitzende des Historischen Vereins, die Gäste begrüßen. Anwesend sein werden Angehörige der Verfolgten, die aus den USA, Schweden und Israel anreisen. Frau Else Möller geb. Strauß aus Schweden ist mit 89 Jahren die älteste Teilnehmerin, die die Verlegung der Steine für ihre ermordeten Eltern, Tante und Onkel und für sich selbst begleiten wird.

An diesen Punkten werden die Verlegungen stattfinden:
– Turmstraße 17: für Klara und Aron Leb Steuer
– Weiglestraße gegenüber Hausnummer 13 (Durchgang zur Helbingstraße, da die Bebauung nicht mehr existiert): für Hedwig und Arnold Strauß, ihre Kinder Martin und Else, die fliehen konnten und überlebt haben, Selma Herschmann, Schwester von Hedwig Strauß und ihre Tochter Lisel, die ebenfalls durch Flucht überlebt hat, sowie Siegfried Willner, den Bruder von Hedwig Strauß und Selma Herschmann
– Glashüttenstraße 13: für Rachel Regina und Nathan Samuel Steuer, sowie ihre Kinder Max, Alexander und Anni, die auf dem Todesmarsch von Stutthof fliehen konnte
– Gemarkenstraße 41: für Meta und Moritz Kadden und die Söhne Kurt, Gerd und Rainer, die durch Flucht überlebt haben.
– Moorenstraße 35: für Dr. Norbert Nathan Rosenberg, seine Frau Anna und Sohn Werner, die nach Uruguay fliehen konnten.

Verlegeaktion 2017

Im Jahr 2017 war der Künstler Gunter Demnig im Juli und Dezember zur Verlegung von insgesamt 16 Stolpersteinen in Essen. Zusätzlich konnte im Rahmen einer Selbstverlegung der bei Bauarbeiten verschwundene Stolperstein für Karl Lomberg im Juli ersetzt werden.
Am 5. Juli 2017 wurden 9 Stolpersteine an drei Orten verlegt. Auf Wunsch und in Anwesenheit von Enkel und Enkelin und deren Kindern und Enkelinnen und Enkeln wurden vor dem Haus Eduard-Lucas-Straße 42 Steine für Berta und Salomon Heilbrunn verlegt, die 1942 nach Theresienstadt deportiert und in Auschwitz ermordet wurden. Weitere sechs Steine wurden auf Wunsch von Angehörigen vor dem Haus Cranachstraße 69 für Sophie Ruhr geb. Ruhr, 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort noch im selben Jahr ermordet, ihre Tochter Betty Ladwig geb. Ruhr, 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet, sowie deren vier Kinder, die überlebten, verlegt: Heinz Karl floh in die USA, Anneliese verh. Lowit gelangte über England nach Kanada, Margot und Ursel verh. Wade über England in die USA.
In der Hurterstraße 5 wird mit einem Stein des Gewerkschafters Karl Wolf gedacht, der als Leiter des Bezirks Essen des Deutschen Metallarbeiterverbandes schon 1933 in „Schutzhaft“ genommen wurde. Kritische Äußerungen nach Beginn des Zweiten Weltkrieges führten zur Denunziation, zur Verurteilung wegen „Heimtücke“ und anschließender erneuter Schutzhaft im KZ. 1942 wurde Karl Wolf in Sachsenhausen ermordet. Dieser Stein wurde auf Wunsch des SPD Unterbezirks Essen verlegt, ebenso wie die sieben Steine, die am 19. Dezember 2017 verlegt wurden. Ende 2016 hatte der SPD Unterbezirk Essen beschlossen, anlässlich seines 150jährigen Bestehens im Jahr 2017 durch Stolpersteine seiner während des Nationalsozialismus ermordeten oder infolge ihrer politischen Überzeugung in dieser Zeit zu Tode gekommenen Mitglieder zu gedenken. Aus organisatorischen Gründen mussten diese Verlegungen auf zwei Termine verteilt werden. Die Verlegung des Steins für Karl Wolf fand in Anwesenheit der Enkelin Edith Neumann, des Unterbezirksvorsitzenden Thomas Kutschaty, des Bürgermeisters Rudolf Jelinek, Herrn Hans Schippmann, Vorsitzender des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen, sowie weiterer Mitglieder des Vorstandes des Vereins und der Essener SPD statt.
Die zweite Verlegung 2017 durch Herrn Demnig fand am 19. Dezember statt. Der Beginn war vor dem Haus Lüneburger Straße 8, wo ein Stein an Artur Hammer, Gewerkschafter und der SPD nahestehend, der 1939 in „Schutzhaft“ genommen und 1942 im KZ Groß-Rosen ermordet wurde, erinnert. Vor dem Haus Frillendorfer Straße 61 liegt der Stein für August Hannig, der als Mitglied der „Eisernen Front“ bei einer Flugblattverteilung im Oktober 1932 von einem Mitglied der NSDAP angeschossen wurde und an den Folgen starb. Karl Baumert, Lohmühlental 50 wohnhaft, wurde wegen kritischer Aussagen zum Zweiten Weltkrieg, die er in einem Feldpostbrief an seinen Schwiegersohn 1943 äußerte, vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet. Alfred Hitz, Vöcklinghauser Straße 15, wurde im Zusammenhang mit der „Illegalen Maifeier“ am 1. Mai 1935 in Essen-Werden im Juni 1935 verhaftet und hat nach Folterungen durch die Gestapo „angeblich“ Selbstmord begangen. Franz Voutta, einer der Organisatoren der genannten Maifeier, wohnhaft Dudenstraße 24, wurde direkt am 1. Mai 1935 verhaftet. Infolge der Misshandlungen während der Verhöre starb er 1936 wenige Tage nach der Urteilsverkündung. Auch Heinrich Hildebrandt, Bonnenbergstraße 18, wurde am 1. Mai 1935 in Essen-Werden verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. 1943 wurde er zur Bewährungstruppe 999 eingezogen, geriet 1945 in jugoslawische Kriegsgefangenschaft und starb dort 1946. Peter Burggraf, Klemensborn 127, wurde 1933 von Mitgliedern des NS-Arbeitsdienstes „Werksoldaten“, die in der „Adolf-Hitler-Kaserne“ in Essen-Werden untergebracht waren, schwer misshandelt, da er sie wegen ihres Verhaltens gegenüber Passanten kritisiert hatte. Zunächst ohne medizinische Versorgung im Haus festgehalten, wurde er erst einen Tag später ins Krankenhaus eingeliefert, wo er starb. Diese Stolpersteine wurden in Anwesenheit des Unterbezirksvorsitzenden und weiterer SPD-Mitglieder sowie Angehöriger und interessierter Bürger verlegt.
Begleitet und dokumentiert wurden die Verlegungen von Schülerinnen und Schülern des Bildungswerks der Humanistischen Union im Rahmen des Medienprojekts „Erinnerung im öffentlichen Raum“. Alle Beteiligten waren vorab um Erlaubnis ersucht worden und hatten zugestimmt.

Verlegeaktion 2018

Im Jahr 2018 war der Künstler Gunter Demnig im Mai und Dezember zur Verlegung von insgesamt 21 Stolpersteinen in Essen. Die Verlegungen wurden freundlicherweise durch Mitarbeiter des Fachbereiches „Straße und Verkehr“ begleitet. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.
Am 23. Mai 2018 wurden 13 Stolpersteine an 8 Orten verlegt.
Die Verlegung begann im Höhenweg 30. Dort wurde in Anwesenheit von Enkel Norbert Imbusch, seiner Schwester sowie weiterer Angehöriger ein Stein für den Christlichen Gewerkschaftsführer Heinrich Imbusch verlegt, der im Januar 1945 nach Verfolgung, Emigration und illegalem Leben in Essen dort verstorben ist. Es folgte der Stein für Pater Theodor Hartz, Salesianer Don Boscos, vor dem Salesianerstift Theodor-Hartz-Straße 15. Theodor Hartz starb am 23. August 1942 im Krankenbau des Konzentrationslagers Dachau. Vor dem Haus Holsterhauser Straße 176 wurde auf Wunsch eines Jahrgangs 10 der Sekundarschule am Stoppenberg ein Stein für Ernst Udewald verlegt, der im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten am 15.2.1941 in Hadamar ermordet wurde. Seine Familie und Stieffamilie, Ernsts verwitwete Mutter hatte wiedergeheiratet, mussten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nach Argentinien flüchten. Die Schülerinnen und Schüler haben den Stein selbst finanziert und zur Biographie recherchiert. Sie haben zusätzlich die Biographien für die Mitglieder der Familie Gruner, für die bereits 2006 Stolpersteine vor dem Haus Hermannstraße 6 in Katernberg verlegt worden waren, erarbeitet. In Anwesenheit und auf Wunsch von zwei Töchtern bzw. Enkelinnen, Shanti Conly und Renuka Ranasinghe, angereist aus den USA und Australien, wurden die Steine für Emil, Änne und Anneliese Katz in der Brunnenstraße 55 verlegt. Emil und Änne Katz geb. Mendel wurden 1941nach Litzmannstadt deportiert und 1944 in Kulmhof ermordet. Anneliese Katz gelangte 1939 mit einem Kindertransport nach England. Sie heiratete dort, ging mit ihrem Mann in sein Heimatland Sri Lanka und wurde unter dem Namen Anne Ranasinghe-Katz die berühmteste Dichterin Sri Lankas. In der Dammannstraße 94 wurden die Steine für Leo und Henriette Fränkel geb. Wolff verlegt, deportiert 1942 nach Theresienstadt und 1944 nach Auschwitz. Ein Enkel aus Australien, David Hughes, war mit Familie anwesend. Sohn und Tochter des Ehepaars Fränkel konnten nach Kenia flüchten. Ilse Fränkel verh. Hughes war seit der gemeinsamen Schulzeit eine Freundin der Mutter von Norbert Imbusch. Der Kontakt blieb erhalten und der Besuch von David Hughes bei der Familie Imbusch war bereits geplant als er von der Verlegung des Steins für Heinrich Imbusch erfuhr. Der Wunsch nach Steinen für seine Großeltern konnte somit während seines Besuchs in Essen erfüllt werden. Für Martin, Erna geb. Wolff und ihren Sohn Wolfgang Pelz, später Zeev Peled, wurden Steine in der Maxstraße 20 verlegt. Während Martin und Erna Pelz 1942 nach Izbica deportiert wurden, konnte Wolfgang Pelz Ende 1938 nach Palästina fliehen. Seine Töchter Jael und Taljah Peled waren zur Verlegung aus Israel angereist. Die Patenschaft für den Stolperstein vor dem Hedwig-Levy Haus der AWO in der Peterstraße 2 hat Herr Gereon Unnebrink, langjähriger Leiter des Bildungsinstituts Altenpflege (BAA) im Hedwig-Levy Haus übernommen. Hedwig Levy war von der Eröffnung 1924 bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1938 Leiterin des jüdischen Kinderheims „Hirschlandhaus“, für das dieses Haus errichtet worden war. Hedwig Levy wurde 1941 nach Minsk deportiert und ermordet. Die letzte Verlegung des Tages fand vor dem Haus Schonnebeckhöfe 148b statt. Mit diesem Stein, gestiftet von einer Patin, die mit ihren Eltern anwesend war, wird an Wilhelm Lorbach erinnert, der mit vierzehn Jahren, stigmatisiert als angeblicher „Zigeunermischling“, Opfer der „Kindereuthanasie“ wurde. Ein Angehöriger, selbst körperbehindert, war eigens aus Bremen angereist.
Die zweite Verlegung 2018 durch Herrn Demnig fand am 8. Dezember statt.
Verlegt wurden 8 Stolpersteine an 6 Orten.
Der Beginn war vor dem Haus Herbrüggenstraße 91, wo ein Stein an Martin Menke erinnert. Martin Menke, Kokereiarbeiter, hatte bei einem Unfall ein Bein verloren. Nach dem Tod seiner Frau 1932 lebte er einige Zeit bei seiner Tochter. 1936 zog er in das August-Thyssen-Stift in Mülheim/Ruhr. Aufgrund von psychischen Veränderungen wurde er ins evangelische Krankenhaus überwiesen, wo Anstaltspflegebedürftigkeit festgestellt wurde. Es erfolgte die Einweisung nach Bedburg-Hau. Am 7.3.1940 wurde Martin Menke im Rahmen der „Aktion T 4“ in Grafeneck ermordet. Der zweite Stein wurde für einen ehemaligen Schüler des Leibniz-Gymnasiums vor der Schule verlegt. Schülerinnen und Schüler sind Paten und haben außerordentlich umfangreich recherchiert. Lothar Lazarus Leyser beabsichtigte nach Palästina auszuwandern. 1938 emigrierte er nach Holland. 1940 heiratete er. Im selben Jahr wurde eine Tochter geboren, eine weitere 1942. 1943 wurden Lothar Leyser und seine Frau Alice Brigitta mit den Töchtern Gabriele Rebecca und Judith Ursula Lea verhaftet, in Westerbork interniert und nach Sobibor deportiert, wo sie am 9.7.1943 ermordet wurden. Die Verlegung wurde von einer Veranstaltung in der Schule begleitet. An der Ecke Berthold-Beitz-Boulevard/Pferdebahnstraße wird Mathilde Brauns gedacht, die 1916 geboren, an der sogenannten „Englischen Krankheit“, einer durch Mangel- und Unterernährung im 1. Weltkrieg verursachten Entwicklungsverzögerung litt. Sie wurde zwangssterilisiert. 1938 wurde sie in Grafenberg eingewiesen, kam dann nach Bedburg-Hau und 1940 nach Brandenburg-Görden. Am 7.3.1941 erfolgte ihre Verlegung nach Bernburg, wo sie am selben Tag ermordet wurde. Die Essener Patenfamilie nahm an der Verlegung teil. Vor dem Haus Kortumstraße 55 liegt der Stein für Franz Peter Weyl, der bereits 1936 nach Holland übersiedelte, 1938 folgten die Eltern mit den drei Schwestern. Franz Peter lebte versteckt bis 1944. Dann wurde er verhaftet, in Westerbork interniert und mit demselben Transport wie seine jüngste Schwester nach Auschwitz deportiert. Während Thea Weyl 1945 befreit wurde, wurde ihr Bruder am 20.3.1945 in Dachau ermordet. In Anwesenheit der Urenkeltochter Frau Silke Pohl und ihrer Familie wurden vor dem Haus Brassertstraße 10 die Steine für Julius und Berta Heilbrunn geb. Ruhr verlegt. Sie wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und Julius Heilbrunn dort am 10.1.1943 ermordet. Auch Berta Heilbrunn starb in Theresienstadt. Eine ihrer Töchter emigrierte nach Amerika, die zweite überlebte in einer sogenannten „geschützten Mischehe“ und durch Untertauchen im Sauerland. Die letzten beiden Steine sind auf Wunsch von Frau Ulla Holterhus, Bremen, verlegt worden. Ihre aus Quakenbrück stammende Mutter hatte der ebenfalls dort geborenen Helene Vogel geb. Kosses in den 1930er Jahren ein Grundstück in Quakenbrück abgekauft. Helene Kosses hatte den in Essen ansässigen Kaufmann Sally Vogel geheiratet. 1925 wurde Sohn Günther geboren. Wenige Monate später starb Sally Vogel. 1938 schickte Helene Vogel ihren Sohn mit einem Kindertransport nach Holland. Sie selbst konnte dank einer Anstellung als Haushaltshilfe in einer englischen Familie 1939 nach England ausreisen. Günther Vogel sollte mit einem Kindertransport nachkommen. Das gelang nicht. Ende August 1942 wurde er verhaftet, nach Auschwitz deportiert und wenige Monate später ermordet. Leider konnte Frau Holterhus nicht an der Verlegung teilnehmen, ebenso wenig wie die Patin des Steins für Martin Menke und die Angehörigen von Franz Peter Weyl.
Begleitet und dokumentiert wurden die Verlegungen von Schülerinnen und Schülern des Bildungswerks der Humanistischen Union im Rahmen des Medienprojekts „Erinnerung im öffentlichen Raum“. Alle Beteiligten waren vorab um Erlaubnis ersucht worden und hatten zugestimmt.
Für Hinweise zu beschädigten oder verschwundenen Steinen wären der Historische Verein und die Stolpersteinbeauftragte dankbar.
Aktuell gibt es keinen neuen Verlegetermin. Allerdings will der Historische Verein aufgrund der zahlreichen Spenden weitere Steine verlegen lassen. Es gibt bereits Vorschläge. Zudem beschäftigen sich zwei Schülerinnen der Alfred-Krupp Schule im Rahmen eines Projektes zum Thema Antisemitismus mit dem Schicksal einer Essener Jüdin, für die sie einen Stein verlegen lassen möchten.
Im Verlauf des Jahres wurden die Informationen in der Stolpersteinliste auf der Homepage des Historischen Vereins weiter überarbeitet und aufgrund neuer Erkenntnisse ergänzt. Dies betrifft auch das Kartenportal im Historischen Portal. Soweit schon vorhanden wurden Links zu Biographien eingefügt. Weitere Biographien werden folgen.
Bedanken möchte ich mich in diesem Zusammenhang bei allen Unterstützern, besonders bei den Mitarbeitern und Kollegen aus den verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung und dem Geschäftsführer des Historischen Vereins.
Bericht von Birgit Hartings

Verlegeaktion 2022

Am 20. Oktober 2022 wird der Künstler Gunter Demnig in Essen wieder Stolpersteine verlegen. Der Historische Verein für Stadt und Stift Essen e. V., der das Projekt seit der ersten Verlegung im Mai 2004 betreut, hat auf Wunsch von Angehörigen und Paten die Vorbereitung übernommen. Insgesamt werden 19 Steine an neun Stellen verlegt. An den Autor und Kunsthistoriker Max Kirschstein und seine Gattin Johanna sollen zwei Steine vor dem Haus Helbingstr. 70 erinnern. Ein Großneffe wird aus den USA anreisen. Es folgt die zentrale Verlegestelle vor der Hauptverwaltung der Emschergenossenschaft an der Kronprinzenstr. 24, wo in Anwesenheit von Herrn Oberbürgermeister Thomas Kufen auf Wunsch der Emschergenossenschaft der Stein für Dr. Hermann Bach, leitender Chemiker der EGLV bis 1935, verlegt wird. Nur wenige hundert Meter entfernt folgen an der Ecke Richard-Wagner-Straße/Am Bernewäldchen die von Paten gestifteten Steine für Erich, Helene und Berl Cussel. Berl Cussel war fünf Monate alt, als er mit seinen Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten im April 1942 nach Izbica deportiert wurde. Für Alfred, Emma, Walter und Leo Cussel wurden am 18. Mai 2004 die ersten Stolpersteine in Essen verlegt. An der ehemaligen Adresse Rolandstr. 16 gedenkt der Historische Verein Essen seines ermordeten Mitglieds Daniel Samson und Gattin Bertha. Auf Wunsch von Paten werden vor dem Haus Gänsemarkt 18 die Steine die für polnisch-deutsche Familie Zytnicki/Zytnicka, die am 28. Oktober 1938 nach Polen Bentschen/Zbaszyn deportiert wurde, verlegt. Helene Zytnicka hat ihre ganz besondere Geschichte noch erzählen können, bevor sie 2007 im Alter von 103 Jahren verstarb. Auch hier werden voraussichtlich Angehörige teilnehmen. Nicht weit entfernt in der Gerswidastraße, vor dem nicht mehr existierenden Haus II. Weberstr. 25, zerstört 1943, folgt der Stein für Nathan Gottschalk, dem Eigentümer des Hauses. Er stammte aus einer alteingesessenen und angesehenen jüdischen Familie, war als Kaufmann tätig und wurde von den Niederlanden aus nach Theresienstadt und anschließend Auschwitz deportiert. In Essen lebende Angehörige haben die Verlegung initiiert und werden sie begleiten. Hillel, Sara, Ursula und Friedrich Blitzblum wohnten im Haus Kastanienallee 57, das heute nicht mehr existiert. Sie wurden 1941 nach Litzmannstadt/Lodz deportiert und 1942 in Kulmhof/Chelmno ermordet. Spenden und eine Patenschaft ermöglichen die Verlegung. In der Zangenstraße, früher Hausnummer 2, wird auf Wunsch einer Großnichte, die anwesend sein wird, ein Stein an das Schicksal von Marianne Schmitz, die 1943 ein Opfer der Euthanasie wurde, als man sie in der Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde im Alter von 21 Jahren ermordete, erinnern. Ein ähnliches Schicksal wiederfuhr Gertrud Zengerle, seit 1926 aufgrund einer psychischen Erkrankung in verschiedenen Anstalten, wurde sie 1940 zunächst von Bedburg-Hau in die Landesheilanstalt Brandenburg-Görden verlegt, von dort am 7. Februar 1941 in die „Euthanasie“ Anstalt Bernburg/Saale, wo sie am selben Tag ermordet wurde. Auch für diesen Stein wurde eine Patenschaft übernommen. Der Stein wird in der Kunstwerkerstraße verlegt, ehemals Hausnummer 94.
 

Birgit Hartings
Stolpersteinbeauftragte

Stolpersteine Verlegeaktion 2022

Stolpersteine Stand Mai 2023

Bankverbindung für Spenden:

  1. Direkt zur Spendenplattform
    Sparkasse Essen „Gut für Essen“

  2. Überweisung
    Historischer Verein für Stadt und Stift Essen
    „Stichwort Stolpersteine“
    KontoNr. 313700
    Blz 360 501 05
    IBAN: DE64 3605 0105 0000 3137 00
    BIC:   SPESDE3EXXX
    Sparkasse Essen

Für Spendenquittungen unter 2. Überweisung, bitte Name und Adresse bei „Verwendungszweck“ angeben.

Ansprechpartner Stolpersteine:
Birgit Hartings

0201 / 88 41319
01577 / 3437803

Stolpersteine(at)hv-essen.de
Birgit.Hartings(at)hdeg.essen.de

Dank an die Sponsoren

Sheraton Hotel
2018

https://www.marriott.com/de/hotels/dusse-sheraton-essen-hotel/overview/

Wir möchten uns auf diesem Wege für die Unterstützung des Sheraton-Hotels-Essen bei der Verlege-Aktion 2018 ganz herzlich bedanken.

Parkhaus Hügel
2020

https://www.parkhaus-huegel.de/

Wir möchten uns auf diesem Wege für die Unterstützung beim Parkhaus Hügel bei der Verlege-Aktion 2020 ganz herzlich bedanken.

Informationen zu Stolpersteinen im:

Historischen Portal Essen